ALLGEMEINE AUSSAATANLEITUNG


AUSSAATGEFÄSSE

Bitte benutzen Sie für die Aussaat grundsätzlich nur gründlich gereinigte, saubere Gefäße. Im Fachhandel erhältlich sind Aussaatschalen (auch mit Abdeckung!) in allen nur erdenklichen Größen und Formen; gut geeignet für die Aussaat - und kostengünstiger! - sind z.B. auch Plastikschalen aus dem Supermarkt, in denen alle Arten von Früchten z.B. Erdbeeren angeboten werden. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist allerdings, daß diese Gefäße vor der Benutzung gründlich gereinigt und desinfiziert werden.
Optimal geeignet, besonders für die Ausaat exotischer Samen, ist ein elektrisch beheizbares Zimmergewächshaus (im Fachhandel erhältlich) mit Abdeckung und Temperaturregler. Hiermit läßt sich die Temperatur relativ konstant halten, diese liegt für Samen tropischer bzw. subtropischer Pflanzen ca. bei 20-25°C, viele Palmen und auch ausgesprochene Warmhauspflanzen wie z.B. Heliconien benötigen zur besseren Keimung noch etwas höhere Temperaturen.


AUSSAATSUBSTRAT

Als Substrat eignet sich jede im Fachhandel erhältliche gute, sterile Aussaaterde. Je nach Beschaffenheit, besonders um eine gute Durchlässigkeit zu erzielen, ist es unter Umständen sinnvoll dem Substrat noch einen Anteil Sand oder PERLITE beizumischen.
Sehr gut geeignet für die Aussaat ist auch KOKOHUM, ein torffreies Substrat mit mittlerem ph-Wert, das aus den getrockneten Fasern der Kokosnuss besteht und in gepresster Form (Briketts) erhältlich ist. Ein Brikett ergibt unter Einsatz von Wasser eine Menge von ca. 7l fertigem Substrat. Dieses Substrat weist sich durch einen hohen Luftanteil aus, der für ein gutes Wurzelwachstum sorgt. Es kann als alleiniges Substrat oder auch als Beimischung verwendet werden.



AUSSAATTIEFE

Für die Aussaattiefe der Samen gilt folgende Faustregel : die Samen sollen in einer Tiefe liegen, die in etwa der doppelten Samenkornstärke entspricht. Bei zu tief ausgelegten Samen besteht die Gefahr des Absterbens des Keimlings, bei zu oberflächlicher Aussaat sind die Samen sehr starken Schwankungen hinsichtlich Temperatur und Feuchtigkeit des Substrats unterworfen oder die Sämlinge finden nicht ausreichend Halt und kippen um.

Für Gehölzsamen gilt jedoch die o.g. Faustregel nicht, hier sollte die Aussaattiefe der drei- bis vierfachen Samenstärke entsprechen.

Sogenannte Lichtkeimer und auch sehr feine Samen wie z.B. Callistemon, Melaleuca, Eucalyptus u.a. werden auf das Substrat gestreut und festgedrückt.
Bei diesen Aussaaten sollte möglichst von unten gegossen werden, d.h. das Aussaatgefäß wird in einen Untersetzer mit Wasser gestellt, so lange bis auch die Oberfläche feucht ist. Ein Austrocknen der Oberfläche kann durch häufiges Besprühen weitestgehend verhindert werden.

Geflügelte, flache und weiche Samen wie z.B. Pandorea, Podranea, Tecoma u.a. werden ohne Vorbehandlung ausgesät und nur leicht mit dem Substrat bedeckt.


AUSSAATZEIT

Die sicherlich beste Zeit für die Aussaat ist das Frühjahr, wenn die Tage länger werden und die natürlichen Lichtverhältnisse günstiger sind. Leider verlieren die Samen vieler tropischer bzw. subtropischer Pflanzen relativ rasch ihre Keimfähigkeit, so daß sofort nach Erhalt des Saatguts, unabhängig von der Jahreszeit, ausgesät werden sollte. Dies gilt ganz besonders für die Samen der verschiedensten Fruchtpflanzen.


VORBEHANDLUNG DIVERSER ARTEN VOR DER AUSSAAT

Viele Pflanzen bilden extrem hartschalige, wasserundurchlässige Samen aus, dazu gehören z.B. Bananen, Heliconien, Strelitzien, Palmen u.a.! Um die Samenschale dieser Samen porös und durchlässig zu machen und damit den Keimvorgang zu beschleunigen, ist eine entsprechende Vorbehandlung sinnvoll.
Die Samenschale sollte vor der Aussaat angefeilt oder auch aufgerauht (Schmirgelpapier) werden. Diese Art der Vorbehandlung ist sicherlich bei großen Samen einfach, bei kleinen Samen etwas aufwendiger.

Alternativ dazu bietet sich eine zwar umstrittene und nicht bei allen Samen anwendbare, jedoch von mir in der Vergangenheit sehr erfolgreich praktizierte und einfach zu handhabende Art der Vorbehandlung an. Kleinere harte Samen, besonders die der Leguminosen (Schmetterlingsblütler), werden je nach Art mit warmem bis heißem Wasser übergossen und ca. 2-48 Stunden vorquellen lassen. Um die Wassertemperatur einigermaßen konstant zu halten bietet sich hierfür der Einsatz einer Thermoskanne an.

Diese Art der Vorbehandlung hat sich besonders bei den Samen einiger australischer Pflanzen bestens bewährt, da mit der Heißwasserbehandlung die australischen Buschbrände simuliert werden, die bei einigen Arten erforderlich sind, um die natürliche Keimruhe bzw. Keimhemmung aufzuheben. Die Samen der australischen Acacia-Arten z.B. werden sogar mit kochendem (!) Wasser übergossen, auf diese Weise wird die Keimzeit enorm verkürzt und die Keimquote ist in der Regel wesentlich höher als ohne entsprechende Vorbehandlung.

Besonders bei den Samen vieler Proteaeceae wie z.B. Protea, Leucodendron, Leucospermum und vielen anderen Pflanzen der australischen wie auch südafrikanischen Flora hat sich eine Vorbehandlung mit dem 'Kirstenbosch Instant Smoke Primer' als sehr effektiv erwiesen. Der Seed Primer enthält eine Kombination natürlicher Substanzen, die für die Aufhebung der Keimruhe wichtig sind und den Keimprozess in Gang setzen. Die Erfolgsquote ist unterschiedlich, die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß die Keimquote der mit dem Seed Primer vorbehandelten Samen nahezu doppelt so hoch ist wie bei Samen ohne entsprechende Vorbehandlung. Bei einer Bestellung o.g. Samen wird Ihnen eine entsprechende Menge Seed Primer kostenlos mitgeliefert.

Bei der Aussaat von Fruchtpflanzen ist unbedingt darauf zu achten, daß den Samen kein Fruchtfleisch mehr anhaftet, dies kann sehr schnell zu Schimmelbefall führen.

Um Schimmelbefall vorzubeugen kann der Einsatz eines Fungizids von Vorteil sein. Bestens bewährt hat sich hier CHINOSOL, in Tablettenform erhältlich in Apotheken. Die Tabletten werden in Wasser aufgelöst und sowohl Samen, Sämlinge wie auch Substrat können durch Besprühen oder Gießen mit dieser Lösung behandelt werden.
Die Erfahrungen einiger Pflanzenfreunde haben gezeigt, daß durch das Einweichen bestimmter Samen (z.B. Passiflora) in dieser Lösung für 1-2 Tage eine schnellere wie auch gleichmäßigere Keimung erfolgt.


AUSSAATTEMPERATUR

Warmkeimer

Die optimale Keimtemperatur für Samen tropischer und subtropischer Pflanzen liegt in der Regel zwischen 20 und 25°C; viele Palmen und auch ausgesprochene Warmhauspflanzen wie z.B. Heliconien benötigen noch etwas höhere Temperaturen.


Kaltkeimer

Einige Arten, sogenannte Kaltkeimer (hierzu gehören sehr viele Gehölzsamen) sollten vor der Aussaat einer Stratifikation (Kalt-Naß-Behandlung) unterzogen werden:

Die optimale Stratifikationstemperatur liegt zwischen 2°-8°C.

Die Samen werden in Schalen ausgelegt (Aussaaterde, feuchter Sand oder ein Sand-Torf-Gemisch), die Stratifikation kann im Freiland sowie unter Glas (Kalthaus) im Dezember/Januar erfolgen.

Eine andere, jahreszeitlich unabhängige Möglichkeit bietet die Stratifikation im Kühlschrank. Hierzu werden die Samen in mit angefeuchtetem Substrat gefüllte und mit Klarsichtfolie abgedeckte Schalen oder auch Gefrierbeutel ausgelegt. Auch hier ist unbedingt darauf zu achten, daß das Substrat nicht austrocknet, unter Einhaltung der o.g. Temperaturen. Die Dauer der Stratifikation richtet sich nach den einzelnen Gattungen/Arten, sie kann zwischen 2 Wochen und 1-2 Jahren (!) liegen.
Während der Stratifikation sollte die Aussaat in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, zeigen sich die ersten Wurzelansätze, sollte sofort ausgesät und an einem wärmeren Ort weiterkultiviert werden.


ALLGEMEINE HINWEISE

Das Substrat sollte für die Aussaat Zimmertemperatur aufweisen, wichtig ist auch darauf zu achten, daß die Aussaat konstant feucht (keinesfalls naß) gehalten wird, selbst ein kurzzeitiges Austrocknen kann bereits das Absterben einiger Samen zur Folge haben. Der Standort für die Aussaat sollte möglichst hell gewählt werden.

Um für die Keimung das entsprechende Kleinklima (Wärme in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit) zu schaffen, sollten die Aussaatgefäße mit einer Abdeckung z.B. aus Klarsichtfolie oder Glas versehen werden. Die im Handel erhältlichen Zimmergewächshäuser sind bereits mit einem entsprechenden z.T. höhenverstellbaren oder mit Lüftungsklappen versehenen Deckel ausgestattet.

KEIMUNG UND WEITERKULTUR

Nach dem Erscheinen der ersten Keimblätter sollte für einen besseren Luftaustausch gesorgt werden. Dies geschieht, indem man die Abdeckung täglich für kurze Zeit von den Aussaatgefäßen entfernt bzw. dafür vorgesehene Lüftungsklappen für eine gewisse Zeit öffnet. Damit wird auch der Entwicklung von Schadpilzen entgegengewirkt, für die das feuchtwarme Kleinklima ein guter Nährboden ist. Nach einigen Tagen sollte die Abdeckung komplett entfernt werden, die Sämlinge können nun ein kräftiges Wachstum entwickeln.

Pikiert (vereinzelt) wird, wenn die kleinen Pflänzchen das zweite bis dritte Blattpaar entwickelt haben. Die Sämlinge werden vorsichtig dem Aussaatgefäß entnommen und zunächst in kleine Töpfe gepflanzt und zwar so, daß der Abstand zwischen Erdoberfläche und Keimblättchen ca. 1-2cm beträgt, umgetopft wird erst wieder, wenn der Topf gut durchwurzelt ist. Als Substrat eignet sich eine im Fachhandel erhältliche schwach gedüngte Pikiererde. Die kleinen Pflänzchen sind in den ersten Tagen unbedingt vor direkter Sonneneinwirkung zu schützen.




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